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- Archiv 2012 -

Stadtentwicklungsplan


Furcht vor verdichteter Bebauung Baudezernentin stellt Zukunft der Stadt zur Diskussion

Mehr als 70 Bürger waren ins Stadthotel gekommen. Die Diskussion verlief kontrovers. von

Thomas Husmann

EVERSTEN - Der Stadtentwicklungsplan 2025 besitzt im Gegensatz zu einem Flächennutzungsplan keine Rechtsverbindlichkeit – er dient als Diskussionsgrundlage. Diese Chance nutzten am Mittwochabend mehr als 70 Everster, die der Einladung ihres Bürgervereins in das Stadthotel an der Hauptstraße gefolgt waren.

Stadtbaurätin Gabriele Nießen forderte die Everster ausdrücklich auf, sich an der Gestaltung ihres Stadtteils aktiv zu beteiligen, und die nutzten die Gelegenheit. „Die Oldenburger wollen in Häusern mit maximal zwei Wohneinheiten leben, das ist der Bürgerwille“, konfrontierte Hans-Günther Zemke, Ehrenvorsitzender des Bürgervereins, die Stadtbaurätin mit deren Aussage, zentrumsnah Mehrfamilienhäuser bauen zu wollen. Die konterte: „Zu 80 Prozent stehen auf der bebauten Fläche in der Stadt Ein- und Zweifamilienhäuser. Tatsächlich leben aber 50 Prozent der Bevölkerung in Mehrfamilienhäusern – es besteht ein erheblicher Bedarf, kostengünstigen Wohnraum zu schaffen.“ Die Stadt setze auf verdichtete Bebauung entlang der Radialen innerhalb des Autobahnringes und in Nähe der Stadtteilzentren – eine Stadt der kurzen Wege.

„Verdichtete Bebauung, die Bürger wollen keine viergeschossigen Neubauten in ihrer Nachbarschaft“, widersprach Zemke unter dem Beifall der Anwesenden diesen Zukunftsplänen. „Die Gesellschaft befindet sich in einem Wandel. Die klassischen Familien werden weniger, die Ansprüche an Freizeit, Sport ändern sich. Das hat Auswirkungen auf die Funktion einer Stadt“, entgegnete Nießen.

Viele, vor allem ältere Oldenburger, lebten allein oder zu zweit in wenig energieeffizienten Häusern. Auch für diese Bevölkerungsschicht gelte es, attraktiven und seniorengerechten Wohnraum zu schaffen. In die energetisch sanierten Häuser könnten dann junge Familien ziehen. Diese Immobilien seien ein großes Pfund für die Stadtentwicklung. Die urbane Großstadt müsse gestaltet, der Weg dorthin geebnet werden. Der Stadtentwicklungsplan 2025 biete dafür die Grundlage.

Bis 2025 werde Oldenburg wachsen, erst dann schlage die demografische Entwicklung durch und die Stadt schrumpfe. „Ein Luxusproblem“, weiß Nießen, „andere vergleichbare Städte verlieren schon jetzt Einwohner.“

Die Stadt will für den Wohnungsbau 27,8 Hektar Fläche in Eversten bereitstellen. 800 Wohneinheiten sollen im Bereich Ziegelweg und Osterkampsweg, Sandfurter Weg und nördlich des Schlagbaumweges entstehen. Für Gewerbe sind 10,6 Hektar an der Fuchsbäke und Edewechter Landstraße vorgesehen. Im Detail sei das alles allerdings noch nicht geprüft.

Bei den Bürgern stoßen diese Planungen auf Skepsis. Nicht zuletzt, weil auf den Einfallstraßen der Verkehr auf den Straßen in Stoßzeiten schon jetzt vor dem Kollaps steht.

Quelle:

Nordwest-Zeitung, 28.09.2012