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- Archiv 2011 -

Mehr Sicherheit durch soziale Kontakte



BÜRGERVEREIN Fachleute beim Eversten-Gespräch - Fortsetzung der Präventionsarbeit gefordert

Diskutierten über Sicherheit (von links): Heinz Hensel, Gerd Koop, Hans-Günther Zemke und Petra Klein
BILD: PATRICK BUCK

Um das Thema „Sicherheit im Stadtteil" ging es beim Eversten-Gespräch. Gut 30 Gäste hörten zu.

VON PATRICK BUCK

EVERSTEN - Ein menschliches Grundbedürfnis in der Diskussion: Die „Sicherheit im Stadtteil" war Thema des Eversten-Gesprächs, zu dem der Bürgerverein Eversten am Mittwochabend ins Stadthotel Eversten eingeladen hatte. Gerd Koop, Vorstand des Präventionsrates und Leiter der Justizvollzugsanstalt, Heinz Hensel, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Oldenburg-Ammerland, sowie Petra Klein, Außenstellenleiterin des Weißen Ringes, schilderten dabei vor rund 30 Zuhörern jeweils ihre Perspektiven. Der Abend wurde von Hans-Günther Zemke, Ehrenvorsitzender des Bürgervereins, moderiert.

„Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht", sagte Hensel gleich zu Beginn, „aber das wissen Sie alle." Jedoch zeichneten die Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik, die er präsentierte, ein positives Bild, zum Beispiel eine Aufklärungsquote von fast 60 Prozent. Wenn man bedenke, dass es sich bei etwa der Hälfte aller Straftaten (2010 waren es rund 17000 im Stadtgebiet Oldenburg) um schwer aufzuklärende Diebstähle handele, sei die Statistik sogar noch besser, so Hensel.

Als Beispiel für eine besonders positive Entwicklung nannte er das Kennedyviertel. „Das hat sich fast zu 100 Prozent gewandelt." Allerdings gebe es noch immer Menschen, die sich vor dem Viertel fürchteten, ein Hinweis auf das sogenannte subjektive Sicherheitsgefühl. Um dies sei es oft schlechter bestellt, als es die Realität nahe lege, gerade bei älteren Menschen. „Schließen Sie sich nicht ein, Sie brauchen die sozialen Kontakte", forderte Hensel. Die positiven Ansätze nahm Koop zum Anlass, um sein - in diesem Fall gern gesehenes - Leid zu klagen. „Uns geht die Kundschaft aus", erzählte er in seiner Funktion als JVA-Leiter. So gebe es derzeit 100 freie Haftplätze im Jugendvollzug. Sinkende Arbeitslosigkeit, eine alternde Gesellschaft und ein „von Freunden umzingeltes" Land mit dichten EU-Grenzen hätten diese Entwicklung gefördert. Nichtsdestotrotz pochte Koop auf die Fortsetzung der Präventionsarbeit und die Förderung der Zivilcourage. „Unsere Gesellschaft krankt ein wenig daran, dass wir zu sehr auf uns selbst schauen“, bemängelte er und forderte, hinzuschauen, etwas zu sagen und etwas zu tun – das Motto des Präventionsrats. Mit Hinweis auf das Motto des kommenden Präventionstag am 30. und 31. Mai nannte Gerd Koop zudem die Internetkriminalität als eine der größten Herausforderungen.

Ein paar aufrüttelnde Worte hatte auch Petra Klein zu sagen. Zwar seien die Polizeistatistiken erfreulich. „Die helfen aber dem einzelnen Opfer nicht“, stellte sie klar und warb damit für ihren Opferhilfe-Verein Weißer Ring. Dessen Arbeit könne man auch in den Stadtteilen unterstützen. „Denn die Opfer müssen raus aus ihrer Isolation, und das kann ein Bürgerverein hervorragend.“

Quelle:

NWZ, 13. Mai 2011