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- Archiv 2011 -

Als Eversten bis Edewecht reichte



NEUJAHRSEMPFANG Staatssekreätr Thomas Kossendey verrät Details aus Geschichte

Beim Everster Neujahrsempfang erfuhren die rund 150 Gäste einige fast vergessene Details über ihren Stadtteil. Festredner Thomas Kossendey hatte in Geschichtsbüchern gestöbert.

VON JASPER RITTNER

OLDENBURG - Dass Eversten bis 1924 eine selbständige Gemeinde war, das wissen viele Bürger im Stadtteil. Aber wie groß der Ort war, ist bei vielen in Vergessenheit geraten. "Bis zum Kreisel hinter Friedrichsfehn reichten die Gemeindegrenzen damals", erzählte Staatssekretär Thomas Kossendey (CDU) als Festredner beim Neujahrsempfang. Damals aber wurde die Gemeinde geteilt. "Sonst wäre Oldenburg flächenmäßig die viertgrößte Stadt Deutschlands gewesen - hinter Berlin, Rostock und Frankfurt", berichtete Kossendey. Und ein so großes Oldenburg wollte man damals wohl nicht.

Das gab Sonderbeifall von den rund 150 Gästen - darunter fas der halbe Stadtrat und viele Vereinsvertreter und Geschäftsleute aus dem Stadtteil.


Gruppenbild beim Neujahrsempfang: Der Bürgervereins-Vorstand mit den Ehrengästen und dem Shanty-Chor (hinten).
BILD: LUKAS LEHMANN

Kossendey blickte aber auch in die Zukunft. Er sprach die Rentenreform an und den Wandel bei der Bundeswehr. Bis er wieder den Bogen spannte in ein ganz aktuelles Thema im Stadtteil - den Streit um die Nutzung des Eversten Holzes. Der, so Kossendey, sei übrigens viel, viel älter als alle Anwesenden. Bereits 1801 habe es eine Verordnung über die herrschaftlichen Lustgehölzte zu Eversten gegeben. Damals drohten noch "körperliche Züchtigung" und Zuchthaus für Frevel in den Parkanlagen.

Dass das Thema viele im Stadtteil bewegt, hatte auch Landtagsabgeordneter Jürgen Krogmann (SPD) in seiner Begrüßung angesprochen. Und er appellierte, dass doch alle den Park gemeinsam nutzen sollen - Familien, Kinder, Jogger, Naturliebhaber und Hundebesitzer.

Auch Oberbürgermeister Gerd Schwandner rief zur Gelassenheit auf. Und er machte reichlich Werbung für den Brunnenlauf. "Diesmal allerdings werde ich nicht an den Start gehen", so der OB.
Er hat ausgemacht, dass es in Oldenburg die "doppelte Stadtbürgershaft" gibt. Die Menschen sind stolz, Oldenburger zu sein aber auch stolz auf ihr Quartier.

Bürgervereinsvorsitzender Hans-Günther Zemke mahnte, die Stadt dürfe bei ihren drei Ts (Talente, Technologie, Toleranz) das vierte T für Tradition nicht vergessen. Und er kritisierte, dass Oldenburg bei der Erhebung von Statistiken in neun willkürliche Bezirke, aber eben nicht in die gelebten Stadtteile aufgeteilt sei.

Bundestagsabgeordnete Christiane Ratjen-Damerau (FDP) versicherte ihm aber, dass man auch in Berlin wüsste, wo Eversten liegt. Doch beim Neujahrsempfang im Gasthaus Wöbken wurde nicht nur geredet, es gab auch Musik - vom Oldenburger Shanty-Chor.

Quelle:

Nordwest-Zeitung, 24.01.2011