presse
- Archiv 2009 -

"Leipzig 1989" - Eine gedenkwürdige Busreise -



Die Nikolaikirche, in der in Leipzig seit Anfang der achtziger Jahre montags Friedensgebete und Besprechungen zu gesellschaftlichen Notständen und Problemen in der DDR stattfanden, ist mit den Geschehnissen und dem Untergang des Unrechtsstaates engstens verbunden.

Eine Bürgerreise nach Leipzig unter Leitung von Werner Vahlenkamp (VHS und BV Eversten) gedachte der "Erlebnisse im Herbst 1989", die der ehemalig Pfarrer C. Führer so beschrieben hat: "Nikolaikirche - offen für alle - war im Herbst 1989 zu einer Wirklichkeit geworden. Sie vereinte Menschen aus dem gesamten Gebiet der früheren DDR: Ausreisewillige und Neugierige, Regimekritiker und Stasileute, kirchliche Mitarbeiter/innen und SED-Genossen, Christen und Nichtchristen unter dem Kreuz. Sich das vorzustellen, reichte angesichts der politischen Realität zwischen 1949 und 1989 die Phantasie nicht aus. Nun war es Wirklichkeit." Seit dem 8. Mai 1989 wurden in Leipzig die Zufahrtstraßen zur Nikolaikirche durch Polizei kontrolliert und blockiert. Später wurden zudem alle Zufahrtstraße und Autobahnabfahrten nach Leipzig großräumig unter Kontrolle gehalten bzw. für die Zeit der Friedensgebete gesperrt. Der Unrechtsstaat verstärkte seinen Druck auf die Kirche, die Nikolai-Friedensgebete abzusetzen oder an den Leipziger Stadtrand zu verlegen. Montag für Montag: Verhaftungen bzw. "Zuführungen". Dennoch steigender Andrang, bis 2.000 Nikolai-Plätze nicht mehr ausreichten. So kam der alles entscheidende 9. Oktober heran: Ein schauriges Gewaltszenario von Armee, Kampftruppen, Polizei und zivilen "Beamten". Aber der Auftakt war bereits am 7.10. erfolgt, dem sog. "Jahrestag", der als Volkstrauertag in die DDR-Geschichte einging: An diesem Tag schlugen 10 Stunden lang Uniformierte auf wehrlose, sich nicht wehrende Menschen ein, transportierten sie in Lastwagen ab, viele von ihnen wurden in Pferdeställe gepfercht. Im übrigen hatte man tausend SED-Genossen und Stasileute in die Nikolaikirche beordert." Und nach dem Friedensgebet", schildert Pfarrer Führer: "Als wir, mehr als 2.000 Menschen, aus unserer Kirche kamen, warteten Zehntausende draußen auf dem Platz mit Kerzen in den Händen. Es gab wegen der Gewaltlosigkeit schließlich ein ungeheures Gefühl der Erleichterung. Nur wenige Wochen dauerte die gewaltlose Bewegung und brachte die Partei- und Weltanschauungsdiktatur zum Einsturz. Tausende Menschen in den Kirchen, hunderttausende auf den Straßen um das Leipziger Stadtzentrum. Nicht eine zerstörte Schaufensterscheibe. Die unglaubliche Erfahrung mit der Macht der Gewaltlosigkeit". Der Kommunist Sindermann (SED-Zentrale) soll gesagt haben "Wir hatten alles geplant. Wir waren auf alles vorbereitet. Nur nicht auf Kerzen und Gebeten."

Die "Oldenbürger" besichtigten bei dieser Reise außerdem auch in Leipzig inzwischen geschaffene "Blühenden Landschaften", u. a. den in den in früheren Braunkohle-Abbaugebieten neu entstehenden "Bergbau-Technik-Park" im Leipziger bzw. Störmthaler Neuseenland und besuchten u. a. den Ort Markkleeberg, eine einstige "Zwischenstation" der Urfamilie unseres Bundespräsidenten.

Everstens BV-Vorsitzender, der an dieser Bürgerreise auch teilnahm, berichtete 20 Jahre nach dem Mauerfall am 26. November d. J. in einem "Eversten-Gespräch" über die kommunale Partnerschaft zwischen der Stadt Oldenburg und dem Kreis Rügen in Mecklenburg - Vorpommern.

Der Bürgerverein wird die für 2010 geplanten Bürgerreisen im Januar in der "OMZ" bekannt geben.

Quelle:

BVE, Dezember 2009